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Statistik Zentrales Mexico:

Distanz: 1085 km
Tagesdurschschnitt: 33 km
Tage in der Gegend: 33
Tage auf dem Rad: 16
Höhenmeter: 12580m
Tagesdurchschnitt: 787m
Möchte im Zelt: 10
Nächte inHäusern: 23
Pannen: 2 Platten hinten
tägliche Ausgaben: 8,70€

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auf ins Herzen Mexicos!

Keine Stunde nachdem ich meinen letzten Bericht veröffentlicht habe kam der Dämpfer. Wegen des Wetters verschiebt sich unsere Abfahrt um etwa eine Woche... Noch eine Woche in La Paz... Was willst Du machen, also Geduld üben und auf besseres Wetter hoffen.
Zu guter Letzt ging es dann doch flotter als gedacht, denn Mike und Peggy beschlossen den Hafen zur ersten besten Gelegenheit zu verlassen. Wir kamen nicht weit, denn der Wind frischte auf und so blieben wir zwei weitere Tage in der Bucht von Los Muertos. Definitiv kein schlechter Platz zum Abhängen. Die Pelikane zeigten Ihr können beim Fischen und am Nachmittag machten wir einen Ausflug zu den Resorts der Bucht. Lecker Essen und ein wenig festen Boden unter den Füssen tat gut.
Meine größte Sorge bei diesem Abenteuer war eigentlich wie gut ich den Seegang vertrage... Hatte noch nie die Gelegenheit auf offener See zu sein außer bei meiner Pazifiküberquerung. Aber der Frachter ist nicht wirklich ein Vergleich zu unserer Nussschale hier...

Nach zwei Tagen ging es dann los, von hier aus gab es kein Land mehr, über die Sea of Cortez ging es hinüber zum Festland. Der Wind meinte es gut mit uns, so konnten wir fast 20 Stunden ununterbrochen segeln. Der Wind in den Segeln, die Wellen unter uns und kein Geräusch das einen ablenkt, herrlich!

Irgendwann flaute es ab und so warf Mike dann doch den Diesel an. Der blieb uns dann für die restlichen beiden Tage treu. Die See schüttelte uns gut durch, nicht das es stürmisch war aber die Wellen waren richtungslos und so rollte das Boot in alle Richtungen. Wohl fühlte sich mein Magen da eigentlich nie. Mitten in der Nacht biss dann noch ein Dorado an unsere Angel und damit war das Abendessen für die nächsten beiden Tage gesichert! Als wir am dritten Tag endlich in die Baja de Banderas einfuhren war ich irgendwie froh bald wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.

Vor weiteren größeren Seefahrt-Abenteuern muss ich ernsthaft drüber nachdenken ob ich dafür gemacht bin...

In der Bucht tummeln sich die Grauwale zum Kalben und die sehen wir dann auch zu Hauf um unser Boot herum schwimmen. Ein paar Turnübungen machen sie aber leider springt keiner. Aber auch so ist es eindrücklich wie schwerelos sich diese riesigen Tiere im Wasser bewegen..

Puerto Vallarta war ein Wiedersehen mit einer Zufallsbekanntschaft aus Oregon. Vorletztes Jahr übernachteten wir eine Nacht zusammen in einer Kirche an der Küste. Ein paar Wochen her hat Jerry mich kontaktiert und in sein Haus in Puerto Vallarta eingeladen und so radle ich nun zu Ihm.

Puerto Vallarta ist einer der Lieblingsurlaubsorte von Amerikanern und Kanadiern im Land und so geht es hier zu wie es eben zugeht an einem touristischen Platz. Alles ist amerikanisiert und die Infrastruktur ist perfekt auf Urlauber abgestimmt.
Ich bleibe ein paar Tage dort, mache Ausflüge ins wunderschöne Umland der Stadt mit Jerry und seiner Partnerin Annie und erlebe letztendlich sogar den Superbowl in einer Bar in der Stadt. Als die komplette Bar (ausser den Kanadiern) bei der Hymne aufsteht und stramm steht komm ich mir dann schon etwas komisch vor...

In Puerto Vallarta treffe ich Belve wieder, ein türkischer Radler den ich in La Paz bei Tuly kennengelernt hatte. Wir haben damals beschlossen ein wenig zusammen zu radeln und das gehen wir jetzt an. Von hier geht es über das Küstengebirge hinauf ins Mexikanische Hochland. Die Berge ragen schon ziemlich auf und so geht es auch nach oben. Wir benötigen für die erste Teilstrecke von 85km drei Tage. Supersteil, heiß und wunderschön schlängelt sich die Straße durch den Dschungel. Belve spürt recht schnell das er das ganze (wie ich auch) unterschätzt hat. Im Gegensatz zu mir hat er so was aber noch nie gemacht und das zehrt dann an der Substanz. Einige Platte Reifen halfen auch nicht gerade bei der Motivation. Ich versuche Ihn mit guter Laune und Snacks bei der Stange zu halten und so kommen wir am dritten Tag in Talpa de Allende an. Ein kleines Städtchen das ein wichtiger Wallfahrtsort und auch ein Puebla Magico. Etwas mehr als 100 Orte im Land sind mit diesem Stempel versehen worden und den Meisten hat der daraufhin folgende Touristenstrom die Seele geraubt. Hier ist es noch ziemlich ursprünglich, wir schlüpfen bei der örtlichen Feuerwehr unter und schauen uns abends mit Phillipp einem der Feuerwehrmänner die Stadt ein wenig an. Er begleitet uns auch aus der Stadt und lässt es sich nehmen als gestählter Mountainbiker Belves Rad zum Pass der aus der Stadt heraus führt hinauf zu fahren.

Auf unserer weiteren Strecke nach Guadelajara bleiben wir erstmal auf Teerstraßen und übernachten eine weitere Nacht in Ameca, einer kleinen Stadt. Wir kommen genau richtig zum Karneval, auf dem Hauptplatz spielten etliche Blaskapellen Ihre Banda-Hits. Die örtliche Volksmusik ist verdächtig bayrisch angehaucht (Beispiel) und der Tanz der dazu zelebriert wird ist unheimlich eng und für einen Nichtmexikaner auch schwer zu ertragen. Eine wilde Mischung aus lateinamerikanischen (durchaus erotischen) Tänzen und Ranchero-Posing. (Beispiel). Spannend anzusehen, vor allem die Seriösität der ganzen Geschichte. An diesem Abend hatte ich leider meine Kamera nicht dabei, des halb müssen euch meine Worte genügen. Am Morgen musste Belve erstmal in die Werkstatt, die Schäden begutachten lassen die die Strecke an seinem Rad hinterlassen hatte. Glücklicherweise blieb ich davon verschont. Ein paar Tage später als wir dort ankommen sind wir beide reif für eine Pause. Das örtliche Casa de Ciclista gibt kostenlos Unterkünfte und so sind wir Zentrumsnah untergebracht. Guadalajara ist meine erste richtige Großstadt im Land. Ihr Schachbrettmuster macht sie recht verwirrend für mich, alles sieht recht gleich aus hier. Einige Ecken sind natürlich schöner als andere und die schauen wir uns auch an. Die Werkstatt nutzen wir um uns um die Räder zu kümmern. Belves Felge ist gerissen und muss ausgetauscht werden und mein Freilauf hat seinen Geist fast aufgegeben. Leider können wir Ihn nicht ausbauen mangels geeignetem Werkzeug, aber ein wenig Fett hilft mir bis Mexico City weiterzukommen.

Von Guadalajara ging es dann über die Landstraßen hinauf nach Guanajato. Ein weiteres Puebla Magico und nebenbei noch Weltkulturerbe. Eine reiche Bergbaustadt die zeitweise Hauptstadt Mexicos war hat viel Historie hinterlassen. Die Stadt liegt an steile Hänge geschmiegt in einem Talkessel und hat eine Menge Flair! Wir bleiben 2 Tage hier und verlieren uns in den Gassen der Stadt. Freunde von Belve nehmen uns bei sich auf und so haben wir mal wieder eine zentrumsnahe Unterkunft und lokale Kontakte... Schön.

Von hier nach Osten hab ich mal wieder die Straße mit den engsten Kurven ausgesucht. Es stellt sich heraus, dass sie noch steiler und noch blockiger ist als unser erstes Abenteuer. Wir brauchen mal wieder 2 Tage für 60km und danach erklärt mir Belve offen und ehrlich dass dies genug Offroad-Abenteuer für Ihn sind... Sein Equipment ist weiterhin am Auseinanderfallen und das ständige Flicken ist schon ein wenig ermüdend… Überlege ob es mir ähnlich erging am Anfang meiner Reise?? Wir machen einen Stop in San Miguel de Allende, ein weiteres Pueblo Magico. Hier gibt’s dann wieder das volle Programm mit wunderschöner Kulisse. Es ist Samstag und hier offensichtlich der Tag und Ort für Hochzeiten und Anträge. Die Stadt wimmelt von Paaren die mit Ihrer Gesellschaft tanzend durch die Straßen ziehen. Spannend.

Von Hier nach Mexico City ist es ein schöner Viertage-Ritt. Wir kommen durch kleine Städte, Dörfer und erreichen dann die Ausläufer der Stadt. Desto näher wir Ihr kommen desto mehr stinkt es. Die Abwässer werden zunehmend in offenen Kanälen durch die Landschaft geführt, der allgegenwärtige Müll wird noch mehr (schwer vorstellbar) und die Fahrzeuge verschmutzen die Luft bis zu einem Grad das man es auch beim Radfahren spürt. Jeder hatte davor gewarnt in die Stadt hinein zu radeln, aber zu guter Letzt ging es geschmeidiger als gedacht. 20 Millionen Menschen wohnen in einem weiten Talkessel, durch die absolut flache Lage der Stadt (früher war es ein See) kann man das gar nicht überblicken. Vielleicht gut so. Als wir uns am Zocalo, dem Hauptplatz im Herzen der Stadt abklatschten gingen 4 intensive Wochen zu Ende. Schön angekommen zu sein.

Was ich hier alles erlebt habe erzähle ich Euch in der nächsten Geschichte...

Mexikos Zentrale Hochebene ist nicht wirklich eben, so kletterten wir wie die Weltmeister, landschaftlich ein absoluter Hochgenuss und menschlich eine Augenweide… Jeder Ranchero auf den kleinen Strassen und Wegen war freundlich relaxed und absolut hilfsbereit. Ich muss sagen das ich anfange mich in dieses Land zu verlieben. Herrlich! Das Essen ist extrem fleischlästig aber superlecker. Es basiert mehr oder weniger auf Tortillas, flachen Maisbrotfladen die mit Fleisch und etwas Gemüse gefüllt werden. In verschiedenen Formen haben sie verschiedene Namen: Tacos, Quesedillas, Sopes… Jede Region hat Ihre Spezialität und so wird es irgendwie nicht wirklich langweilig auf dem Speiseplan.
Musik ist eine grosse Sache. Die Banda Musik, Gebläse mit Gitarren und viel Herzschmerz tönt aus unglaublich lauten Lautsprechern am Strassenrand. Jeder Laden versucht damit seine Attraktivität zu steigern. Das Leben findet auf der Gasse statt und das ist schön, es wird nie langweilig während einer Pause. Mein Spanish wird auch langsam besser und so kommt die Konversation mit den Einheimischen langsam aber sicher in Gang.

Freut Euchauf die nächste Geschichte… demnächst hier auf diesem Kanal!





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