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Statistik Thailand

Strecke: 1712 km
Tagesdurchschnitt: 59 km
Tage im Land: 29
Tage auf dem Rad: 20
Höhenmeter überwunden: 18400m
Tagesdurchschnitt: 920m
Nächte im Zelt: 12
Nächte in Häusern: 17
Pannen: keine! Neuer Wechsler in Udon Thani und Grosser Service in Chiang Mai
tägliche Ausgaben: 10,20€
im Land des Lächelns unterwegs

Auf der anderen Seite der Grenze erwartete uns die erste Herausforderung, in Thailand herrscht Linksverkehr.
Bis wir von der Hauptverkehrsachse runter waren war nachdenken angesagt um nicht irgendwo auf der falschen Seite der Straße zu landen... danach war es logisch, ohne Richtungswechsel ist links fahren kein Problem...

Wir hielten uns auf den kleinen Nebenstraßen durch die Dörfer und Felder und erreichten Udon Thani, die erste größere Stadt im Land am nächsten Nachmittag. Dort hieß es mal wieder durchatmen, ein Ruhetag und einiges zu organisieren.
Nachdem ich meine Schaltung wieder hatte war Abschied nehmen angesagt. Michael fuhr weiter in Richtung Kambodscha während ich beschloss in dem wirklich schönen Guesthouse noch eine Nacht länger zu bleiben. Was mir hier auffiel war die extreme Lautstärke die die Vögel in den Abendstunden in den Strassen der Stadt produzierten. Sie sassen auf den wild durcheinander laufenden Stromleitungen und schrieen sich förmlich die Seele aus dem Leib. Wie ich später erfuhr gibt es auf dem Land kaum noch Vögel da sie zum verspeisen vom Himmel geholt werden…

Auf dem Weg nach Westen folgte ich den kleineren Straßen durch Zuckerrohrfelder und etliche brandgerodete Bereiche und so geriet ich nach 2 Tagen schon in die Hügel und später auch in mehr als das. Schon als mir die Leute den Daumen entgegen reckten war mir klar das hier irgendwas auf mich zukommt. Und siehe da, es kam etwas... Genau gesagt das steilste Stück Straße das ich je geradelt bin. Die Gangschaltung (ich hatte inzwischen wieder 4 Gänge) voll ausreizend musste ich mich auf halber Höhe sogar geschlagen geben und absteigen. Das war für mich nicht mehr zu strampeln, puh! Glücklicherweise hatte ich den Berg in zwei Tage aufgeteilt und so konnte ich nach einer Nacht auf halber Höhe am frühen Morgen ohne Verkehr und mit einigermaßen kühler Luft den zweiten Teil angehen. 3 Stunden später stand ich, gute eineinhalb Kilometer weiter oben, genoss die Aussicht und die Anerkennung der Leute um mich rum.

Das ich 100m weiter dann 12€ Straßenmaut zahlen durfte wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber wer dreht nach so einer Höllenfahrt auch wieder um... niemand, also hinein in den Nationalpark! Die Straße wand sich herrlich über den Kamm durch dichten Dschungel und als ich am Ende noch 30km zeitweise halsbrecherische Abfahrt geliefert bekam war das jeden Cent wert...

Am folgenden Tag erreichte ich Sukhothai, die erste Hautstadt Thailands Jahrhunderte zurück in der Zeit. Das Städtchen selbst ist lebendig und man merkt den Tourismus deutlich, doch so richtig mitten drin im Rummel ist man in der Ruinenstadt ein paar Kilometer die Straße runter. Trotz allem ein schönes Plätzchen und in dem weitläufigen Park verläuft sich die Menschenmenge fast. Zu sehen gibt es etliche Tempelruinen und eine Menge Buddhafiguren. So hatte ich mir das alte Thailand vorgestellt, wunderschön. Beschwingt davon ging es nordwärts, Chiang Mai war mein nächstes großes Ziel. Doch davor lag noch der ein oder andere Berg. Wie in Laos geht es hier nicht einfach hoch und drüben wieder runter sondern schön auf und ab... So überwindet man ohne jemals richtig Höhe zu gewinnen die Höhendifferenz eines Alpenpasses am Tag.

Ich machte eine Steppvisite in Phrae, einem mir empfohlenen Städtchens, dessen Schönheit sich mir aber nicht erschließen wollte und erreichte am folgenden Tag Lampang. Die Kleinstadt hat ein ruhiges Flair, ein Paar Tempel zu besichtigen und ansonsten nichts wirklich Spektakuläres. Hier gönnte ich mir mal wieder ein Bett.

Eine gute Entscheidung, denn die folgenden zwei Tage bis Chiang Mai waren wieder Thailand vom feinsten. Landschaftlich sehr grün, teilweise Dschungel und höllensteile Straßen. Ich entwickelte die Theorie, daß die Straße hier so lange gerade den Berg hinauf geführt wird bis der Asphalt nicht mehr klebt, dann wird eine Serpentine eingebaut. 20% Steigung mit ebensolchen Abfahrten auf der anderen Seite wechselten sich ab. Am Abend fiel ich vom Rad und war auch superfroh als ich nach zwei Tagen im Guesthouse in Chiang Mai einchecken konnte.

Hier erwarteten mich einige Reparaturen am Rad sowie ein Paket das ich hier an einen Warmshowers-Host schicken lassen hatte. Die Reparatur nahm Ihren Lauf und das Paket kam (Überraschung!) wirklich an... Hier nochmals ein herzliches Dankeschön an Robert! Ich besuchte Ihn am folgenden Tag noch einmal und bekam ein paar tiefere Einblicke in die Kultur und Wiedersprüche Thailands... Sehr erhellend!
Auch mein Myanmar Visum bekam ich nach drei Tagen Wartezeit überreicht und so ging es am 5. Tag weiter in die Berge Nordthailands...

Die Strecke nach Mae Hong Son ist berühmt berüchtigt. Teilweise schlechte Straßenverhältnisse und unzählige Kurven (1864 fand ich am Ziel heraus). Das ganze in der wundervollen Landschaft Nordthailands, das konnte ja nur gut werden. War es auch, von der wirklichen Plackerei abgesehen. Die Straße war zum großen Teil frisch geteert aber die Kurven waren happig...
Als ich am dritten Abend in Mae Hong Son ankam hatte ich 4500 Höhenmeter auf gerade mal 240km überwunden und war das erste Mal auf der Reise wund im Schritt ;-)
Die Hitze forderte Ihren Tribut...

Nach Pai, das auf halber Strecke liegt und touristisch völlig erschlossen ist, zeigt sich Mae Hong Son als ein idealer Ort für einen Tag Pause, völlig unaufgeregt und ohne große Sehenswürdigkeiten wie zum Nichtstun gemacht.
Von hier aus ging es dann stracks nach Süden. Nächstes Ziel Mae Sot, die Grenzstadt zu Myanmar. In der Nacht vor der Abfahrt begann es zu regnen und dies und eine deutlich kühlere Luft blieb mir die nächsten drei Tage auch treu. Die schon bei 30° dick angezogenen Thai erinnerten mich nun (jedenfalls auf dem Motorrad) an Tibet, sie mögen die Kälte einfach nicht... Bei Temperaturen unter 15° und regelmäßigen Regengüssen ist es dann auch nicht wirklich angenehm im freien zu schlafen und so gönnte ich mir 2 Nächte ein Bett. Die Strecke blieb happig und so war ich froh als ich nach 5 Tagen und viel zu vielen Höhenmetern in Mae Sot ankam. Hier sitz ich nun und schreibe diese Zeilen. Mae Sot ist das genaue Gegenteil des Nordens. Hier lebt die Strasse, alle Religionen treffen in den Strassen zusammen und es gibt alles mögliche zu kaufen. Herrlich, endlich wieder etwas papp in der Geschichte…

Vor vier Wochen war ich sehr skeptisch Thailand gegenüber. Der Tourismus in Laos ließ mich ein wenig erschrecken, wie sollte das nur in Thailand werden?
Glücklicherweise fand ich eine Route die mich nur hin und wieder mit dem Tourismus in Kontakt brachte. Dort wo er ausgeprägt ist (hauptsächlich Chiang Mai und Pai) fühlte ich mich dann auch nicht mehr wohl. Ansonsten ist es natürlich sehr angenehm die Vorzüge der touristischen Infrastruktur zu nutzen. Billige Zimmer (ab 1,50€/Nacht) machen einem die Entscheidung leicht wo man schläft. Ich hatte ja von Udon Thani aus mein Zelt zum Austausch zurück geschickt und war seitdem mit Hängematte unterwegs. Das ging erstaunlich gut, die überdachten Plattformen in den Feldern boten ideale Plätze zum Schlafen für die Nacht.
Die Thailänder sind den Tourismus schon seit Jahrzehnten gewohnt, das merkt man und so lockt man als Radreisender niemand mehr hinter dem Herd hervor. Das bezaubernde Lächeln der Südostasiaten bekommt man trotz alledem immer wieder und es öffnet Herzen... Magisch!
Ganz im Westen wo ich mehrere Tage an der Grenze zu Myanmar entlang radelte war es noch anders. Die Leute schauten mich ungläubig und sehr reserviert an. Hier stieß ich auch zum ersten Mal wieder auf die indische Seuche, die Bethelnuss. Zuerst waren es rote Münder die einen anlächelten, bis ich an einem Kiosk einer Frau beim präparieren der Kau-Pakete zuschauen konnte. Man legt sich diese Pakete in die Backentasche und löst mit dem Speichel die Wirkstoffe aus der Nuss. Produkt dieser Lutscherei ist hauptsächlich ein Taubheitsgefühl im Mund und roter Speichel. Den findet man dann überall auf dem Boden und an den Wänden... Suchtpotenzial ist dabei sehr hoch.
Hier traf ich auch auf mein erstes Flüchtlingslager in Thailand. In Mae La wohnen in einen langen Talkessel gepresst unzählige Flüchtlinge. Die Blätter-gedeckten Häuser die sich dort über jeden Hügel erstrecken sahen wunderschön aus in der Abendsonne. Da konnte man fast den Grund für diese Stadt im Nirgendwo vergessen.

Es war ein intensiver Monat, wenn auch eher radfahrerisch denn Kulturell. Ich komme wieder und dann schaue ich mir den Grossraum Bangkok an und werde endlich mal ein wenig Zeit am Strand verbringen... Freu mich drauf ☺

Morgen geht es über die Grenze nach Myanmar und damit in mein nächstes richtiges Abenteuer... Aber davon demnächst mehr