www.kozmopolit.de


LOADING
Statistik Rocky Mountains:

Strecke: 1477 km
Tagesdurchschnitt: 67 km
Tage im Land: 22
Tage auf dem Rad: 17
Höhenmeter überwunden: 12600 m
Tagesdurchschnitt: 740m
Nächte im Zelt: 17
Nächte in Häusern: 5
Pannen: 2 Plattfüsse vorne
tägliche Ausgaben: 11,55€

….
Stacks Image 51
Stacks Image 54
Stacks Image 57
Als mich das Paar auf der Passhöhe zur anderen Seite der Straße heranwinkte dachte ich mir nichts Böses. Doch Ihre Aufregung hatte mit dem zu tun was vor mir lag. „Du kannst da nicht runterfahren“. „Wieso nicht?“ „Wegen dem Sturm. Das ist gefährlich!“... das hatte ich in den Staaten nun schon wirklich oft gehört. Potenziell ist hier alles gefährlich. Aber als ich meinen Blick zum Horizont richtete war mir schon etwas mulmig. Ein weißes Handtuch breitete sich dort aus und ließ die Straße darunter verschwinden. Trotzdem schlug Ich Ihr Angebot mich mitzunehmen aus. Erstens wollte ich das radeln und zweitens sah es irgendwie auch nach Abenteuer aus! Also alles angezogen was ich an Kleidern greifen konnte und rein in die Suppe!
Der Hagel und Graupel schlug mir ins Gesicht, gesehen hab ich nicht wirklich viel, aber nach ein paar Kilometern war es vorbei und zurück blieb eine wunderschön leicht gezuckerte Landschaft mit wahnsinnig schönen Wolken. War ich froh das ich das gemacht habe. Unten angekommen war ich dann ziemlich durchgefroren, aber nach dem Abendessen und in den Schlafsack gekuschelt war die Welt wieder in Ordnung.
Der nächste Morgen brachte noch ein wenig Schneefall, aber später klarte es auf und ich machte mich auf den Weg hinauf zum Yellowstone Nationalpark.

Eine Woche zuvor war ich Hals über Kopf aus Missoula losgeradelt. Statt meiner wohlverdienten und benötigten Pause zwang mich die Wettervorhersage die Beine zu schwingen und in die Pedale zu treten. Der Winter stand vor der Tür und dass die Bergpässe vor mir schlossen wollte ich dann doch nicht riskieren. Also hieß es den Berg hinauf. Nach zwei schönen Radeltagen überquerte ich den Chief Joseph Pass hinüber in das Big Hole. Dieses weite Hochtal war Atemberaubend schön. Eingeschlossen von Bergketten und bevölkert von Antilopen und Rindern und Ort einer historischen Schlacht in den Indianerkriegen ist es schon ziemlich weg von allem. Mein Zeltplatz am Abend war einer der schönsten meiner USA Reise bisher.
Am Tag darauf holte mich das Wetter ein und ich überquerte im Schneetreiben und leichtem Regen zwei weitere Pässe bevor ich hinab nach Dillon rollte und dort bei Tammy and Mark unterschlüpfen konnte. Schön eine Nacht innerhalb von 4 Wänden zu verbringen.

Yellowstone, der bekannteste der amerikanischen Nationalparks ist dementsprechend überlaufen. Selbst jetzt im Oktober ist die Hölle los. Hochgelegen auf meist über 2000m war es entsprechend frisch in der Nacht und auch tagsüber viel immer mal wieder Schnee. Die Besucher kamen meist aus Asien und teilweise kam ich mir vor wie vorletztes Jahr als ich in China radelte. Ich war mal wieder eine Attraktion... Strange Menschen.
Yellowstone ist berühmt für seine Tierwelt, Bison, Wölfe, Bären, Elche, Rotwild und alles was man sich in amerikanischen Wäldern noch so vorstellen kann stakt hier teilweise auf der Straße herum. Immer ein Grund für die Leute anzuhalten und den Verkehr zum Zusammenbruch zu bringen. Ich glaube außerhalb von Städten waren die Straßen im Park die dichtbefahrensten bisher.
Eine andere Attraktion sind die heißen Quellen. Das Parkgebiet ist ein gigantischer Vulkankrater aus dem überall heißer Dampf aufsteigt. Farbige Quellen in fantastischen Farben, speiende Geysire, kochende Schlammlöcher... Unwirklich teilweise.
Im Osten des Parks gibt es noch den „Grand Canyon of Yellowstone“, eine wunderschöne Schlucht in goldenen Farbschattierungen mit spektakulären Wasserfällen. Viel zu sehen, eigentlich kann man Wochen dort verbringen. Ich blieb nur 4 Tage, denn es war kalt und irgendwie hatte ich seit Wochen kalte Füsse. Meine Sandalen waren definitiv nicht mehr das richtige Schuhwerk für die Jahreszeit. In Jackson sollte ich Winterschuhe bekommen, also zog es mich dorthin.
Bevor ich in der Stadt ankam besuchte ich noch den Grand Teton National Park. Wow! Hier gibt es richtige Berge zu sehen. Während sonst die Berge in den Rockies bisher eher sanfte Riesen waren, sind sie hier spitze steile zackige Gipfel. Ganz nach meinem Geschmack. Die Straße führt am Gebirge entlang und so hat man 2 Tage wundervolle Aussichten.

In Jackson wollte ich nur kurz anhalten um mein Paket einzusammeln, aber wie das Leben nun mal spielt, war das Büro von FedEx schon zu als ich Samstags dort ankam und öffnete erst wieder am Montag. Prima. Das Wetter meldete Wintereinbruch und ich hatte keine Unterkunft in der Stadt. Irgendwie lief mir ein Typ über den Weg der mir tatsächlich einen supercoolen Platz zum Campen mitten in der Stadt zeigte und am nächsten Tag schlenderte ich durch die Stadt und lief in einem Sportgeschäft Ross in die Arme der mich gleich zu sich nach Hause einlud. Klasse, so soll es sein. Ich blieb dann noch einen Tag länger in Jackson und kam sogar noch in den Genuss ein wenig Mountainbike zu fahren. Herrlicher Singeltrailride... Jackson ist ein berühmter Wintersportort und wird von den Reichen überlaufen. Gleiche Problematik wie in Davos, die Reichen machen das Leben dort unerschwinglich für den Einheimischen. Wie meinte es Ross: Die Milliardäre vertrieben die Millionäre... Grausam.

Südlich von Jackson ließ ich mich mal wieder auf ein Abenteuer ein. Die Grey River Road führt einem Bergtal folgend hinauf. Ich radelte 2 Tage bergauf und freute mich über die wunderschöne Landschaft und die relative Abgeschiedenheit. Eigentlich waren nur Jäger um mich herum. Die kommen dann meistens mit riesigen Wohnwägen und lagern über Wochen dort draußen...
Oben angekommen ging es auf teilweise abenteuerlichen Wegen wieder hinab. Kurz vor dem Tal erwischte mich dann doch noch ein Schlammloch und hielt mich dann eine Stunde in Trab. Die klebrige Erde hier draußen ist unglaublich und eine wirkliche Qual. Ein bisschen von dem Dreck hatte ich noch tausende Kilometer später am Rahmen hängen.

Am Talende öffnete sich ein Blick in die trockenen Hügel Idahos, dorthin zog es mich aber nicht sondern südwärts nach Utah.
Am Ende meiner Rockies-Tour wollte ich nochmal hoch zum Mirror Lake radeln. Ein Naturparadies in den Uinta Bergen östlich von Salt Lake City. Der Anstieg zog sich und so wurde es am Nachmittag in den schattigen Bereichen schon empfindlich kalt. Als ich oben ankam auf fast 3100m war es bitterkalt. Hier oben bleiben traute ich mir dann nicht zu und so ging es hinab ins Tal. Die Straße geht strack hinab und dementsprechend kalt war mir nach wenigen Minuten auch. Als ich ein Wohnmobil am Straßenrand sah mit Lagerfeuer steuerte ich direkt drauf zu. Ich kuschelte mich ans Feuer und irgendwann hörte ich auch auf zu zittern und die Hände hörten auf zu schmerzen. Die Bewohner des Wohnmobils kamen nicht raus. Was die wohl gedacht haben als ich aus der Nacht kam und Minuten später wieder dorthin verschwand?

Am nächsten Tag erreichte ich Park City, eine weitere Wintersporthochburg. Zur Olympiade 2002 in Salt Lake City wurden hier etliche Wettbewerbe ausgetragen. Hier blieb ich zwei Tage zum Luft holen und Wäsche waschen. Wunderschöne Gegend hier, trocken aber besonders im Winter eine Reise wert. Die trockene Luft produziert den legendären Champagne Powder, den wohl besten Schnee der Welt. Pulverschnee bis zur Nasenspitze. Nicht nur an wenigen Tagen wie in Europa sondern den ganzen Winter... Wow!

Salt Lake mein Etappenziel war nur einen Tagesritt entfernt. Ich erreichte die Stadt auf den selben Pfaden wie einst die mormonischen Siedler. Der Emigration Canyon, wie das Tal durch das ich hinab radelte passenderweise hieß, bietet traumhafte Naturkulisse und atemberaubende Blicke hinunter in das staubige Tal rund um Salt Lake City.
Immer wieder überraschend wie grün die Stadt ist. Tausende von Bäumen säumen die Straßen und Parks. Salt Lake City ist die erste Stadt auf meiner Reise die ich zum zweiten Mal besuche. Schön wieder hier zu sein.

Ein paar Tage Luft holen, dann geht es auf den Weg durch das Great Basin hinüber nach Kalifornien. 2 Wochen auf einsamen Strassen durch die Wüste Nevadas, mein nächstes grosses Abenteuer. Davon erzähle Ich Euch dann das nächste Mal

Stacks Image 61
Stacks Image 64
Stacks Image 67