www.kozmopolit.de


LOADING
Statistik Laos

Strecke: 752km
Tagesdurchschnitt: 53km
Tage im Land: 14
Tage auf dem Rad: 9
Höhenmeter überwunden: 6555m
Tagesdurchschnitt: 728m
Nächte im Zelt: 5
Nächte in Häusern: 9
Pannen: 1 Platfuss hinten, Reifen hinten ersetzt, Wechsler abgebrochen
tägliche Ausgaben: 20,36€
Schritt zurück in der Zeit

Als ich auf die Grenze zu radelte begrüßte mich eine goldene Pagode die über dem Grenztor thronte. Mein erster Gedanke war, cool hier schon nicht erst in Myanmar...

Aber das Gold in Laos hält sich in Grenzen. Ehrlich gesagt betrat ich mit diesem Tor die dritte Welt. Niemals auf meiner bisherigen Riese war ich mit solch „einfachen“ Bedingungen konfrontiert worden. Die Hütten die sich ja in China schon schrittweise vereinfacht hatten waren nun nur noch Bretterverschläge oder gar Schilf oder Bambushütten. Das Leben fand auf der Straße davor statt. Die Menschen kochten, aßen, nähten oder gingen anderem Handwerk nach. Nebenbei waren die Waschgelegenheiten nur Wasserbottiche und viele Menschen wuschen sich in der Öffentlichkeit. Ein Tuch um den Oberkörper (bis zum Knie) gewickelt schuf aber soviel Privatsphäre das sich niemand bei dieser Waschung in der Öffentlichkeit nackt vorkam.

Was aber vor allem zelebriert wurde hier in den Dörfern war Gemeinschaft. Man saß zusammen, spielte karten oder Brettspiele, man redete miteinander und zwischendurch flitzten die Kinder. Wundervoll gepaart mit einem von Herzen kommenden Lächeln. Sabadee, das laotische Wort für Hallo hallte durch die Straßen wo immer wir entlang fuhren. Vor allem die Kinder waren ganz narrisch auf uns. Überall erklang Musik, Grosse Boxen die meist die ganze Strasse beschallten waren eher die Regel. Meist feierte das ganze Dorf zur ohrenbetäubenden Musik unter freiem Himmel. Ich kam mir eher vor wie in der Karibik… Good Vibrations!

Das ist pure Motivation. Die hatten wir auch nötig, denn die Berge hörten nicht an der Grenze auf sondern begleiteten uns noch ein paar Tage in denen Laos sein echtes und welliges Gesicht zeigte. Für jede Abfahrt galt es einen Preis zu zahlen, ein Berg! Puh!

Wir erreichten dann pünktlich vor Weihnachten Luang Prabang, das touristische Zentrum des Nordens. Die alte Königsstadt, wundervoll am Mekhong gelegen ist einen Besuch wert. Unzählige Tempel kombiniert mit dem kolonialen Charme einer französischen Kleinstadt haben einen unvergleichlichen Charme. Der erste Kontakt mit dem Tourismus war wie ein Schock. Nachdem es wochenlang nur Einheimische um einen herum gab saßen wir auf einmal im Zentrum der Stadt auf dem sogenannten Food-Market. Einer Billig-Fress-Meile auf der man einen Teller zum Fix-Preis voll stapeln darf. Die Festzelt Garnituren waren voll mit Paradiesvögeln aber auch mit älteren „Bildungsreisenden“. Wow.

Die Vorteile eines Touristenortes überwogen, ein gutes Hotel zum Fest, Wäsche waschen lassen, Zelt im Hof trocknen, Löcher in den Taschen flicken, Seele baumeln lassen. Sachen die in der letzten Zeit etwas untergegangen waren.

Nach dieser Idylle hieß es wieder aufs Rad! Und wie... am ersten Tag gerieten wir auf einer „Nebenstraße“ nach einem Regenschutt in den übelsten Schlamm. Klebrig, eklig und zu guter letzt Material zerstörend. Als ich an meinem Hinterrad hinunterschaute das kurz vorher ein komisches Geräusch machte und danach still stand fand ich meinen Wechsler oberhalb der Kassette in den Speichen verkantet. Da gehört er nicht hin und als ich die Sache genauer anschaute sah ich das er das nicht überlebt hatte. Abgerissen. Shit!
Michael war meine Rettung, er hatte die Idee die uns an diesem Tag ein wenig weiter und am nächsten Tag zurück auf die Hauptstraße brachte: Single-Speed wie es so schön im Neudeutschen heißt. Ein Eingang-Rad.Am nächsten Morgen war es noch etwas schmierig, aber die Strasse wurde jede Minute besser und so schafften wir es bis zum Nachmittag raus aus diesem Feldweg. Auf der Hauptstraße kamen wir besser voran aber mit nur einem Gang ist dieses Hügelparadies eine echte Herausforderung...

Nach Luang Prabang holte uns das normale Laos schnell wieder ein. Kleine Dörfer, umgeben von Reisfeldern und Bananenplantagen wechselten sich ab mit Passagen in dichtem Urwald. Wasserbüffel kreuzten unsere Wege und die Kinder waren weiterhin wild auf uns.
Als wir nach 4 tagen Pak lay erreichten mussten wir unsere Pläne ändern, denn die Mekhong-Schifffahrt wurde nachdem die Straße einigermaßen befahrbar gemacht wurde eingestellt. Also nix mit Bootsfahrt auf dem Mekhong und weiter radeln bis zur Hauptstadt. Über den nach der Flussüberquerung aufragenden Berg ließen wir uns von einem PickUp mitnehmen und so blieben uns noch 140km bis zur Hauptstadt Vientiane.

Da wir das Hostel schon von Luang Prabang aus gebucht hatten waren wir gezwungen dies an einem Tag zu radeln. Anfangs blieb sich Laos treu und die Strecke wand sich über die Hügel am Mekhong-Ufer. Später am Nachmittag war es dann besserer Belag und fast flach. So kamen wir am späten Abend in der Stadt an. Nach einem Land ohne mehrspurige Straßen und Ampeln war das radeln in Vientiane erst einmal eine völlige Überforderung. Erstaunlich wie schnell man sich an das Ländliche gewöhnt ;-)

Das Myanmar-Visum das ich in der Stadt beantragen wollte klappte nicht, da die Botschaft aufgrund verschiedener Feiertage (in Laos und Myanmar) bis Dienstag 4. Januar geschlossen hatte. Also in Chiang Mai zum Konsulat...
So ging es am Neujahrsmorgen über die Freundschaftsbrücke die den Mekhong überspannt hinüber nach Thailand. Ein neues Jahr ein neues Land...

Zwei Wochen in Laos gingen schneller rum als gedacht, waren aber der perfekte Einstieg nach Südostasien. Der mildere Norden hat uns langsam an die Hitze gewöhnt die uns in Vientiane in Ihre Arme nahm. Die Entspanntheit der Laoten war ansteckend und sehr schön. Das einfache aber stimmige Leben der Menschen hat mich schwer beeindruckt. Auch hier hat langsam aber sicher die Neuzeit Einkehr gehalten, aber es ist noch überschaubar.
Vielerorts geht abends das Leben früh zu Bett, da es keine Straßenbeleuchtung gibt. Als wir eines Abends länger auf dem Rad saßen war es eine ganz spezielle Stimmung zwischen den von Lagerfeuern beleuchteten Menschen und durch die Dörfer zu fahren.