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Chengdu ist eine der größeren Städte in China was schon einiges heißt. 15 Millionen Einwohner geben alles um der Stadt den Titel der dritt-verschmutztesten Stadt des Landes zu sichern. Gleichzeitig gilt sie auch als eine der Lebenswertesten Chinas... Spannender Wiederspruch der angeschaut werden muss!

Zuerst aber der Behördengang, nachdem ich erfahren habe das meine Visaverlängerung 7 Werktage, also fast zwei Wochen, dauern würde stieg ich in den Bus nach Leshan, denn die zwei Busstunden südlich gelegene Stadt ist für unkomplizierten und schnellen Service bekannt. So bekam ich dort meine Verlängerung über Nacht und nutzte die Zeit, um mir die Stadt und Ihre Hauptattraktion den Giant Buddha anzuschauen. Nachdem die Taliban in Bamiyan ganze Arbeit geleistet hatten wurde sie zur größten Darstellung eines Buddhas auf der Welt.

Dies lassen sich die Örtlichen fürstlich bezahlen, aber wenn man schon mal hier ist, geht man auch hin. Der Buddha am Zusammenfluss von 4 Flüssen gelegen, ist außerdem in einen wilden weitläufigen schönen Park eingebettet.
Auch in Leshan war Smog und so war die Aussicht auf die Stadt im Dunst genauso spannend wie der Buddha selbst...

Zurück in Chengdu verbrachte ich meine Zeit mit relaxen, Sightseeing und ein wenig Shopping. Hauptattraktion hier sind die Pandas, die mich mir nicht entgehen lassen wollte. In einem Zoo-ähnlichen Park werden sie gezüchtet und können so in allen Altersstufen besichtigt werden. Die Leute rennen dem park förmlich die Türen ein und so war das beobachten der (meist asiatischen) Besucher fast spannender als die (zugegeben) wirklich knuffeligen Nager....

Die Stadt ist quirlig und interessant. Ich fuhr mehrfach einfach für Stunden mit dem Rad im Flow des Verkehrs mit und genoss den Alltag der Chinesen. Es gibt einige Parks im Stadtgebiet in denen man den Chinesen beim gemeinsamen Tanz zuschauen kann. Hier gilt wie beim Karaoke dabei sein ist alles. Im Takt tanzen ist langweilig, jeder tanzt nach seinem Couleur… Faszinierend!

Am schönsten ist Chengdu bei Nacht, wenn die „historischen“ Gebäude der Stadt belichtet sind und sich von der modernen Skyline der Stadt abheben dann wird es magisch…

Als ich mir kurz vor Abreise auch noch Kaffee in mein MacBook goss lernte ich auch noch die Elektronik-Branche der Stadt kennen. Riesige Kaufhäuser mit Elektronik werden getoppt von unzähligen kleinen Firmen die sich auf Reparaturen von Handys, PC´s und anderem spezialisiert haben... Das lässt mir einen (sehr kleinen) Einblick in die Produktionsbedingungen in China… So kriegte ich innerhalb von 2 Tagen eine neue deutsche Tastatur für mein Notebook. Prima.

Von Chengdu ging es nach Süden, jetzt blieben mir wieder vier Wochen um China an seiner Südgrenze zu verlassen.
Nach einem Tag radeln durch die Vorstädte erreichte ich mal wieder die Berge...

Von nun an wurde es langsam exotischer... vereinzelte Bananen und Palmen aber keine Wärme. Die Pässe die ich die nächsten Tage erklomm waren alle neblig und wolkenverhangen und meist mit 4°C scheißkalt!

Unterwegs durchquerte ich verschiedene Minderheitengebiete. Zu sehen war es meist an der Kopfbedeckung der Frauen. Zuerst waren es Bäckerhüten ähnelnde blaue Mützen, diese wurden von reifenförmigen Gebilden in Schwarz abgelöst bevor es zu lose herabfallenden Hüten wie man sie in den USA zum College-Abschluss trägt kam. Es wurde viel wert auf die Tracht gelegt, die immer präsent im Straßenbild blieb.
Auch wenn die Besiedlung in den Bergen etwas dünner wurde blieb die landwirtschaftliche Nutzung intensiv. Kaum ein Flecken auf dem nichts angebaut wurde. Zeltplatzsuche blieb spannend und so kam es das ich die ein oder andere Nacht mehr oder weniger mitten in den Dörfern zeltete.
Da zeigte sich eine erstaunliche Eigenschaft des Chinesen: Ignoranz. Obwohl Abends und Morgens zahlreiche Menschen an meinem Zelt vorbei flanierten wurde ich niemals angesprochen. So fiel es mir auch immer leichter mich abends für einen Platz zu entscheiden... ;-)

Die Gegend blieb hügelig und so machte ich weiter fleißig Höhenmeter, sogar mehr als im tibetischen Hochland...

Eindrucksvoll war immer wieder die Menge Beton und Stahl die hier in die Autobahnen gesteckt wurde. Fast durchgehend begleitete mich eine 6spurige Autobahn die zum grossen Teil auf Stelzen stand… Gerade zu den Pässen hoch war das teilweise wirklich atemberaubend und erinnerte mich an die Rhätische Bahn in der Schweiz…

An der Grenze zu Yunnan kam ich in eine Polizeikontrolle die etwas länger dauerte da einige Telefonate gemacht wurden. Dachte schon es gäbe Probleme, aber die kleine chinesische Polizistin die mit Ihrem Smartphone für mich dolmetschte gab irgendwann grünes Licht und entließ mich mit dem Satz „If you need help to fight: 110“ (wenn Du Hilfe beim Kämpfen brauchst: 110) auf Ihrem Smartphone… Herrlich!

Als ich dann nach 10 Tagen in Kunming meinem nächsten Etappenziel ankam war ich heilfroh das es dort ein wenig wärmer war. Ich war definitiv reif für die warmen Temperaturen Südostasiens...