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Statistik Tadjikistan

Strecke: 1141 km
Tagesdurchschnitt: 36 km
Tage im Land: 28
Tage auf dem Rad: 23
Höhenmeter überwunden: 12357 m
Tagesdurchschnitt: 458 m
Nächte im Zelt: 18
Nächte in Häusern: 10
Pannen: 1 Plattfuss
tägliche Ausgaben: 18,14 € (2 Personen)
eine wahrhaft atemberaubende Geschichte

Tajikistan war mir vor 5 Jahren kein Begriff. Irgendwann stiess ich auf den Namen Pamir und damit auch auf den Highway der hier durch führt. Neben dem Karakoram Highway (China und Pakistan) ist er die höchstverlaufende befestigte Strasse der Welt. Eine Verkehrsverbindung über das Dach der Welt.

Nun führt Katharina und mich der Weg hierher. In Dushanbe sitzen wir im Guesthouse und planen die Tour. Drei Wochen weg von jeglicher gewohnter Zivilisation, kaum Einkaufsmöglichkeiten, raues Klima, da wir die meiste Zeit über 4000m hoch radeln natürlich die dünne Luft. Eine wahre Herausforderung.
Wir benötigen für diese Grenzregion eine Genehmigung, denn die Nähe zu Afghanistan lässt vor allem den Drogenschmuggel boomen, dem man mit Checkpoints entgegen wirken will. Diese, GBAO-Permit genannt, bekommen wir in Dushanbe.

Nach einem Fehlstart für Katharina aufgrund einer Grippe starte ich den ersten Teil der Reise alleine. Ein wildes Bergtal und ein 3325m hoher Pass trennen mich vom Treffpunkt mit Ihr in Kalaikhum.

Schlechte Strassen werden von der wundervollen Landschaft und den tollen Menschen hier oben einfach ausgeglichen. Die Herzlichkeit die einem entgegenschlägt tut gut und motiviert. Trotzdem holt mich die Krankheit auch noch ein und zwingt mich zu einem Tag Pause und dazu den Pass fallen zu lassen. Ein Transport mit einem Armee-LKW bis zur Passhöhe nimmt mir das schlimmste weg, aber die Abfahrt will ich mir nicht entgehen lassen. Eine raue Piste, teils von Asphalt versetzt führt mich in die Tiefe. Am Ende steht Kalaikhum und 20.000km auf meinem Tacho.

Wow. Das hätte ich mir nie zu träumen gewagt, das ich jemals in dieser schönen Gegend der Welt dieses Jubiläum feiern könnte. Schön…

Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Hochplateau. Die Strasse führt (nun wieder) uns entlang des Panj-Flusses auf dessen anderer Uferseite Afghanistan liegt den Bergen entgegen.
Ein sehr komisches Gefühl so nahe an diesem verlorenen Land zu sein und doch unendlich weit entfernt. Die Dörfer bestehen aus einfachen Lehmhütten und die Menschen gehen der Landwirtschaft nach. Der grösste Teil des Tales ist nur von einem Saumpfad erschlossen, meist sieht man nur Fussgänger oder nur einen Motorradfahrer. Friedlich schaut es aus drüben in Afghanistan.

Nach 5 Tagen erreichen wir Khorog und erlauben uns ein paar Tage Pause nach der Plackerei im Tal. In einem Bett schlafen und die Beine baumeln lassen tut gut. Nach einer Aufstockung der Vorräte geht es nach oben. Nicht wie alle anderen durch das Wakhan-Tal sondern über die M41, den eigentlichen Pamir-Highway geht es aufwärts.

Ein Erdrutsch vor Wochen hat die Strasse unpassierbar gemacht, doch als wir die Baustelle erreichen müssen wir nicht ins Boot steigen, sondern können durch die Baustelle der fast fertiggestellten neuen Strasse schlüpfen. Danach erwartet uns ein Radlerparadies.
Entlang eines grünen Tals, gesäumt von idyllischen Dörfern radeln wir gesäumt von gletscherbedeckten Bergen dem Hochplateau entgegen. Die Strasse steigt sanft an und so wundern wir uns als wir nach drei Tagen schon auf 4000m über dem Meer sind. Hier oben ändert sich die Szenerie, die Umgebung wird rauer, weniger grün und die Temperatur sinkt ab. Kurz vor dem ersten Pass geraten wir noch in einen Schneesturm bevor wir bei schönstem Sonnenschein das Tor zum Hochplateau angehen.

Die Höhe macht sich bemerkbar und so japsen wir den Berg im kleinsten Gang hinauf um oben von tollen Bergpanoramen begrüsst zu werden. Über 4200m hoch ist der Pass. Puh!

Die nächsten Tage führen uns wechselhaft über mondähnliche Ebenen mit Salzseen, aber auch durch grüne Flusstäler gesäumt von Jurten und grasenden Tieren. Verkehr gibt es hier oben kaum und so können wir das erstaunlicherweise nicht wirklich anstrengende Radeln vollauf geniessen. Die Nächte im Zelt sind kühl aber nicht unangenehm und so kommen wir nach einer Woche in Murghab an, dem Hauptort der Region.

Hier holen wir uns auf dem Basar Vorräte, wobei die begrenzte Auswahl den Speiseplan schon weiter einschränkt. Murghab ist die letzte wirkliche Siedlung auf dem Weg und so machen wir uns am nächsten Tag auf in die Einsamkeit der Berge.

Nächstes grösseres Ziel ist der Karakul-See, aber auf dem Weg dorthin steht uns ein Pass im Weg. Teilweise absolute Stille und nur das Geräusch des rollenden Reifens im Ohr sind ganz spezielle Momente die Glücksgefühle wecken. Ganz bei sich sein, das ist ein wahres Geschenk.
Als die Passstrasse beginnt zu steigen ist es vorbei mit der Besinnlichkeit und der Atem und Puls beginnt schneller zu gehen. Als wir schliesslich, nach einem nur aufgrund der dünnen Luft mühsamen Anstieg, oben stehen sind wir erstmal sprachlos. 4655m hoch, fast auf Gipfelhöhe des Mont Blanc zu radeln fühlt sich unwirklich an. Aber auch schön, im wahrsten Sinne ein Höhepunkt dieser Tour. Vorrausichtlich werde ich nie wieder so hoch hinaufkommen mit dem Rad…

Die Abfahrt konnten wir nicht geniessen, Waschbrett und ruppige Strassen schmälern den Genuss und lassen uns abends todmüde vom Bike steigen. Der nächste Tag bringt uns dann zum Karakul See. Eine Schnurgerade Strasse und Rückenwind lassen uns quasi hinfliegen. Der Anblick des von gigantischen 6 und 7000m hohen Bergen eingerahmten Sees ist wunderschön.
In Karakul, einem Ort am Seeufer, kommen wir unter und lassen uns ein wenig verwöhnen. Die Portionen sind zwar für Radfahrer viel zu klein, aber mit kleinen Diebstählen von den Resten der Nachbartische werden wir dann doch noch satt.

Die nächste Etappe bringt uns über einen ersten Pass hinaus aus dem durch einen Meteoritenabsturz verursachten Becken des Karakulsees hinüber in ein windgepeitschtes Tal das uns nach anstrengendem Radeln auf Waschbrett gegen den Wind hinaufführt zum zweiten pass, der die grenze zu Kirgistan bildet. Dort verbringen wir nicht nur die höchstgelegene sondern auch die kälteste Nacht unseres Trips. Am Morgen darauf ging es hinab nach Kirgistan, dessen Grenzposten aufgrund der gebirgigen Landschaft noch 20km weit weg wahren.

Aber das ist eine andere Geschichte….

4 Wochen in einem faszinierenden Land und mit einer uns umgebenden Landschaft die Ihres gleichen sucht haben begeistert aber auch geschlaucht, weswegen wir nach 2 weiteren Pässen uns nun in Osh von den Strapazen erholen. Eine wahrlich Königsetappe dieser Reise!