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Statistik

Strecke im Land: 805 km
Tagesdurchschnitt: 67 km
Tage in CZ: 12
Tage auf dem Rad: 10
Nächte im Zelt: 10
Nächte in Häusern: 2
Pannen: 0
tägliche Ausgaben: 9,37€/253 Czkr.
mein erstes fremdes Land
09.05.2014 - 21.05.2014
was soll ich Euch erzählen...
Ich fange mal mit ein paar (komplett subjektiven) Fakten an:

Der Tscheche grüsst nur ungern zurück. Meine Versuche freundlich zu sein scheiterten meist schon im Ansatz. Wenn es aber mal zu einem Kontakt kam, war das immer sehr herzlich und sehr interessant. In Prag hab ich das Glück gehabt bei einer englisch sprechenden Tschechin zu übernachten, die mir diesen reservierten Eindruck bestätigt hat. Der Tscheche ist wohl gerne unter sich...

Der Tscheche kauft in den gleichen Läden ein wie wir. Eigentlich hab ich damit gerechnet ein komplett anderes System vorzufinden, aber es gibt noch mehr Kaufland, Lidl, Netto, Kik, Rossmann (usw...) Läden als bei uns. Dementsprechend ist die Gestaltung der Innenstädte langsam aber sicher wie bei uns. Drinnen gibts fast nix mehr, vor der Stadt stapeln sich die Märkte. In der Tschechei gibt es eine recht grosse vietnamesische Gemeinde, die den Tante Emma Laden am Leben erhält. Eigentlich immer offen und mit allem ausgestattet was man so zum Leben braucht gibt es Ihn eigentlich auch in vielen kleineren Ortschaften... Schöne Sache.

Der Tscheche versteht sich aufs Bierbrauen. In fast jeder Stadt gibts eine Brauerei und ich hab eigentlich kein einziges schlechtes Bier auf meinem Weg probiert. Nebenbei gibt es für gerade mal 3 Euro ein komplettes Menü in der Gaststätte. Das nenn ich zusammen mit dem Bier (maximal 1 €) ein echtes Angebot.

Auf meinem Weg durch das Land bin ich auf extrem viel deutsche Hinterlassenschaften gestossen. Erstmal hat eigentlich jede Stadt durch die ich gekommen bin einen deutschen Namen (nicht mehr gebräuchlich) und meist eine Jahrhunderte alte mit dem deutschen verknüpfte Beziehung. Bei Zatec kam ich an einer deutschen Bunkerkette vorbei, war wohl mal eine Verteidigungslinie im 2. Weltkrieg. Die Flüsse haben tschechische Namen und so heisst die Elbe hier Labe und die Moldau Vltava. Gerade im Riesengebirge stehen noch deutschsprachige Denkmäler für die Opfer des ersten Weltkriegs.

Mein grosses Reiseziel Prag konnte ich nur bedingt geniessen da ich dort von einer Erkältung eingeholt wurde. Ist auch kein Wunder bei dem Wetter das ich auf meinem Weg hatte. Genau ein Tag im Land blieb absolut Regenfrei. Ansonsten hatte ich vom anfänglichen Schauer bis zum späteren Dauerregen alles im Programm. Das Zelt baute ich nass ab um es am Abend wieder nass aufzustellen. Wie ich im Nachhinein erfahren habe habe ich das Balkantief gestreift das in Jugoslawien so verheerend war... Dementsprechend angenehm war das schlafen dann auch. Der Schlafsack zog Feuchtigkeit und die Kleider, meist feucht vom Regen, waren morgens noch genauso klamm und kalt wie am Abend... Das hat an der Motivation gesägt, aber die Sonne Kamm am Schluss zurück und damit auch wieder die ist am Reisen...

In Prag durfte ich „Warm Showers“ ausprobieren. Eine Art Couchsurfing für Radreisende. Man muss sich anmelden und kann dann (meist) in den Städten die Leute anschreiben die sich anbieten. Wenn es der Gastgebenden Person möglich ist, übernachtet man kostenlos bei Ihr. Einzige Gegenleistung ist das eigene Angebot bei Rückkehr nach Hause. Klara, meine Gastgeberin in Prag war super nett und zuvorkommend. Trotz Ihres gebrochenen Knöchels versuchte sie mir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Eine Dusche und eine Waschmaschine später konnte ich es dann auch richtig geniessen. Mein absoluter Favorit für kommende Metropolenbesuche...

Ich hatte unterwegs einige wirklich idyllische Zeltplätze in Wäldern oder entlang der Flussufer. Auch wenn das Wetter einiges der Atmosphäre dort „abgelöscht“ hat hab ich jeden genossen. Ich freue mich auf die trockenen warmen Sommerabende wenn ich den entspannten Abend VOR dem Zelt geniessen kann statt im Zelt im feuchten Schlafsack zu kuscheln...

Tschechische Radwege sind ein Buch mit sieben Siegeln. Zwar hängen überall Nummern denen man folgen kann, aber (bis auf vereinzelte Hinweisschilder) kaum Beschreibung wohin denn diese Nummern führen. An manschen Kreuzungen hängen 5 Schilder und man kann sich eigentlich nicht verfahren, an anderen (unübersichtlichen) fehlt die Markierung völlig. Das ist absolut verbesserungswürdig. So bin ich ausser an den Flüssen entlang lieber den kleinen Nebenstrassen gefolgt als der komischen Markierung

Im Norden des Landes bin ich in Adrspach auf das Natur-Highlight des Landes gestossen. Im Adrspach Skaly-Park findet man eine unglaubliche Anzahl an Steinsäulen, die dort in den merkwürdigsten Formen „gewachsen“ sind. Eine mystische Wanderung durch ein traumhaft schönes Stück Natur...

Meinen Höhepunkt, jedenfalls was die Höhenmeter angeht hatte ich mal wieder an der Grenze. nachdem ich hinter Marianske Lazni den Höhenrücken mit fast 800m hinter mir gelassen hatte folgte ich den Tälern und Flüssen bis zum Riesengebirge (Krkonnos) wo ich meine Kondition mal wieder etwas trainieren konnte. Beim finalen Pass erreichte ich an der grenze zu Polen 887MüM, mein bisheriger Höhenrekord.
Das Riesengebirge, der höchste Punkt des Landes geht bis auf über 1600m hinauf und ist mit Wintersportorten gepflastert. Scheinbar ist es trotz der geringen Höhe ein schneesicherere Gebiet.

Nach Prag knackte ich meine erste runde Zahl und konnte mich über 1000 gefahrene Kilometer freuen. Die Ausrüstung spürt die Strecke auch und so hatte ich meine ersten Ausfälle. Be einer meiner Packtaschen brach ein Haken, der mir aber von Vaude anstandslos ersetzt wurde. Habe Ihn mir nach Polen schicken lassen, wo ich Ihn inzwischen in Empfang nehmen konnte. Meine Isomatte hatte leider auch Ihr Lebensende erreicht, da Therm-a-Rest aber eine lebenslange Garantie gibt wurde mir diese unterwegs anstandslos gegen eine neue getauscht, Herrlich wenns funktioniert :-)

So, ich denke das reicht als Eindruck des Landes, Ich melde mich wieder wenn ich Polen hinter mich gebracht habe...