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Statistik Vietnam

Strecke: 1752 km
Tagesdurchschnitt: 76 km
Tage im Land: 23
Tage auf dem Rad: 17
Höhenmeter überwunden: 7054m
Tagesdurchschnitt: 415m
Nächte im Zelt: 10
Nächte in Häusern: 13
Pannen: 1 Plattfuß hinten
tägliche Ausgaben: 9,98€
Good Morning Vietnam!

Als ich die Grenze überquerte änderte sich erstmal nichts. Rauchende Baumstrunke am Straßenrand, aber später wurde es dann doch noch zunehmend grüner...

Als ich durch die ersten Dörfer und Städte radelte schalte aus allen Ecken ein „Hallo“... Lächelnde Kindergesichter überall und Horden von Schülern die mich auf der Straße mit dem Rad begleiteten. Dabei versuchten sie in zugegeben extrem gebrochenem Englisch Fragen zu stellen...

Nicht nur das neue (Plastik) Geld in meiner Tasche erinnerte mich daran das ich in einem neuen Land war sondern auch die Geschäftigkeit der Leute. Jeder trägt irgendetwas, werkelt an etwas oder versucht mir etwas zu verkaufen. Da ist defintiv mehr pepp dahinter.
Als ich in Kambodscha einen Laden betrat, mich selbst bediente und Platz nahm reagierte der Ladenbesitzer nicht einmal. Hier bremst man mich schon beim betreten aus, dies ist sein Laden, wenn ich was brauche kann ich fragen... Absolut neue Regeln!

Nach dem Krieg wurde das Land komplett kommunistisch und wenn Du die Straßen anschaust mit all der Beflaggung dann scheint es auch noch so zu sein. Aber das tägliche Leben ist komplett anders, ein lebendiger Handel überall, Mobiltelefone (bevorzugt mit Apfel drauf) klingeln überall und es sind mehr und mehr teure Autos auf der Straße. Das ist Kapitalismus was dort unten passiert...
Das Gesicht von Ho Chi Minh ist immer noch überall, 47 Jahre nach seinem Tod wird er noch immer höchst respektiert und sein Mausoleum in der Hauptstadt ist ein vielbesuchter Ort.

Meine erste Etappe führte mich über die Berge die Vietnam von Nord nach Süd durchziehen hinüber ans Meer.
Auch hir hat der Dschungel kahle Stellen, teilweise noch vom Einsatz von Dioxin (Agent Orange) der Amerikaner, teilweise auch vom aktuellen Holzeinschlag.
Ich war schon lange nicht mehr über 1000m hoch und genoss es in vollen Zügen. Die frische Luft und der erste Regen seit langem... Herrlich!
Die Straße war eine richtige Nebenstraße und so kurvte ich zwischen den Schlaglöchern durch die Hügel. Nach zwei Tagen ging es dann aber wieder hinunter und die Schwüle hatte mich zurück. Nicht mehr ganz so heiß wie Kambodscha aber durch die unzähligen Reisfelder die ordentlich Wasser abgaben gesättigt feuchte Luft. So schwitzte ich de nächste Zeit mal wieder rund um die Uhr. Tagsüber vom Radfahren und Nachts von den heißen Temperaturen im Zelt.

Die Küstenebene zeichnet sich durch weite Flächen an Reis, darin eingebettete kleine Dörfer und unzählige Gräber aus. Die Gräber liegen wild verstreut inmitten der Felder oder auch quer durch die Dörfer. Ich weiß nicht ob es vom Krieg her kommt oder von der intensiven Beziehung der Vietnamesen mit den Vorvätern und dem Tod.
Ich versuchte am Abend immer ein Plätzchen in Strandnähe zu finden um morgens ein erfrischendes Bad im erstaunlich kühlen südchinesischen Meer zu nehmen.

Für mich war Vietnam immer mit dem Krieg verknüpft und so erinnerte ich mich an einige Orte unterwegs vom Namen her. Auf halbem Weg nach Hanoi querte ich die Demilitarizierte Zone. Ursprünglich als Puffer zwischen den Kriegsparteien gedacht war es am Ende das meist umkämpfteste Gebiet des Landes. Auch auf dem Weg durch den Rest des Landes konnte man Überbleibsel des Krieges finden, aber hier in der Zone war es am deutlichsten. Siebenmal mehr Bomben (an Sprengkraft) als in Hiroshima wurden über diesem nur wenige Kilometer breiten Streifen in den 10 Jahren des Krieges abgeworfen. Unglaublich. Die Vietnamesen gruben sich ein und warteten das Ende ab. Genauso unglaublich... Ich besuchte eines der Tunnelsysteme und hörte mir dort eine Menge Propaganda über die Verbrechen der „Imperialisten“ (USA) an. Wenn aber nur ein Bruchteil davon stimmt ist der Einsatz der Vietnamesen mindestens genauso unbeschreiblich wie der der USA gnadenlos war.

Ein dunkles Kapitel in der Geschichte beider Länder. Die Zahlen sprechen von bis zu 5 Millionen Opfer auf Vietnamesischer Seite und 65000 ausländische Opfer (vornehmlich US-Soldaten) während des Krieges.

An alten Kaiserstädten, traumhaften Stränden und Landschaften entlang errichte ich das Gebiet um Ninh Binh. Westlich liegt eine Region voller Karst-Felsen durch die ich hindurchradelte. Sie nennen sie auch die trockene Halong Bucht (nach Ihrem berühmten Bruder an der Küste den ich später noch besuchen wollte). Am Abend erreichte ich Hanoi wo ich eine besondere Verabredung hatte.

In Pleiku, kurz nach der kambodschanischen Grenze, traf ich Hoa, eine vietnamesische Frau die fließend deutsch sprach. Wir redeten ein bisschen und tauschten Kontakte aus. Am nächsten Tag schrieb sie mir das Ihr Bericht in Facebook in Hanoi auf so großes Interesse gestoßen ist das das nationale Fernsehen einen Bericht über mich bringen wolle. So etwas habe ich ja noch nie gemacht, also sagte ich einfach mal JA ohne wirklich zu wissen worauf ich mich einließ...
Die Organisation meiner Reise nach Hanoi übernahm Mai, eine Freundin Hoa´s, die mir auf dem Weg einige Nächte in super komfortablen Hotels unterwegs sponserte. So kam ich fast erholt in der Hauptstadt an ;-)

Dort musste ich dann gleich zweimal in die Studios. Einmal für die Morgentalkshow „Cafe Sang“ (über den Zweck des Lebens) und ein anderes mal für ein kurzes Interview im ersten Kanal (über meine Reise im allgemeinen) zur besten Sendezeit am Samstag Abend. Es wurde nicht Live gesendet so dass die Aufnahmen recht entspannt waren... Mein Rad war auch mit im Studio und ist jetzt bekannt in Vietnam! Lustige Geschichte...

Ich habe den Link zu den Videos hier platziert, bin aber nicht sicher ob sie funktionieren. In China zeigt mir die Seite „Access denied“ an... Die Synchronisation ist leider so laut das man meine Stimme nicht mehr hört, aber die Bilder sind witzig zu sehen...

Bevor ich die Stadt wieder verließ hatte ich noch die Gelegenheit vor den Schülern Hoa´s und deren Eltern ein wenig über meine Reise zu erzählen. Ich war natürlich überhaupt nicht vorbereitet und zeigte Ihnen ein paar Bilder untermalt mit Geschichten von der Straße... Die Kids waren völlig vernarrt in mich und so durfte ich am Ende noch Autogramme geben... Den Eltern schien es auch gefallen zu haben, es wurde gesammelt und so bekam ich am Schluss ein überaus großzügiges Geschenk. Merci!

Vielen Dank Hoa, Mai und all die anderen die mir den Aufenthalt in Hanoi zu einem solch speziellen gemacht haben. Vielen Dank!

Nach Hanoi radelte ich wieder zurück an die Küste um eine der Hauptattraktion Vietnams zu besuchen, die (diesmal nicht trockene) Halong Bucht.
Tausende von Karstfelsen ragen her aus dem Wasser und machen einen Bootsausflug zu einem unvergesslichen Moment. Man kann auch Tropfsteinhöhlen besuchen, aber wie bei allen Hauptattraktionen hat man das Ganze nicht für sich alleine. Hunderte von Booten schipperten durch die Bucht und an den Landungspunkten herrschte Gedrängel... Aber die Natur lohnte den Stress. Einmalig!

Von Halong folgte ich der Küstenstraße nach Norden wo ich das vietnamesische Ruhrgebiet durchquerte und schließlich in Mong Cai die Grenze erreichte. Bereit für mein nächstes Abenteuer: Zurück nach China!

Hier in Vietnam habe ich das erste Mal realisiert das ich genug habe von Asien im Moment. Der Verkehr, einer der quirligsten in Asien, nervte mich mit seinem Gehupe und der Regellosigkeit, die Verkäufer waren zu aufdringlich und am eindrücklichsten: die Sprache ging nicht mehr an mich ran. Ich lernte nur zwei Worte in 4 Wochen Aufenthalt... Ist aber kein grosses Problem, mit Englisch kommt man einigermaßen durch im Land.
Vietnam ist auf dem Weg in eine kapitalistische Zukunft während es von einer kommunistischen Regierung regiert wird, spannende Mischung!
Korruption findet auch hier statt, so kam ich nachdem ich eine rote Ampel überfahren hatte (wie alle anderen auch) in eine Polizeikontrolle und der Beamte strahlte mich förmlich an (die goldene Kuh!). Die hohe Buße von 25$ musste ich am Ende nicht bezahlen da ich auf einer Quittung dafür beharrt hatte. Mit Quittung kann er es aber nicht in seine eigene Tasche stecken und so ließ er mich Zähneknirschend gehen...
Ich habe Vietnam genossen, besonders wegen der Geschichte in Hanoi und der speziell lieben Menschen die ich dadurch kennenlernen durfte.