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Statistik

Strecke im Land: 855 km
Tagesdurchschnitt: 74km
Tage in HU: 12
Tage auf dem Rad: 8
Nächte im Zelt: 6
Nächte in Häusern: 6
Pannen: 3 gebrochene Speichen
tägliche Ausgaben: 18,05€/5594 Ft
Ungarn, eine schwache Erinnerung aus meiner Kindheit.
15.06.2014 - 27.06.2014

Ich erinnere mich daran im Plattensee bis zum Bauch im Wasser gestanden zu haben. Angeblich war ich auch schon einmal in Budapest, aber da ist in meinen Erinnerungen nichts übrig geblieben...

Nun fahre ich in Bratislava los um am südlichen Donau-Ufer entlang nach Budapest zu fahren. Direkt an der Brücke über den Fluss treffe ich Dan und Marina aus Landshut die das gleiche Ziel haben. Also fahren wir zusammen. Die Chemie stimmt und so gestaltet sich der erste Tag der nur am Anfang Am Fluss entlang führt sehr spassig. Unser Tagesziel heisst heute Györ wo wir auf dem Camping landen und dort auf Jakob treffen der von Deutschland aus (Donaueschingen?) der Donau entlang bis hierher (und weiter bis Budapest) geradelt ist. Zusammen sitzen wir später im örtlichen Biergarten und geniessen mitten unter Ungarn mit ungarischem Kommentar das Spiel des Abends...

Der nächste Tag steht voll im Zeichen des Länderspiels am Abend. Wir wollen bis Eztergom fahren und dort entspannt das Deutschland-Spiel zu schauen. Leider haben wir uns verrechnet. Die 120km waren schon ambitioniert, aber das die Strecke durch ungarisches „Mittelgebirge“ führt konnte ja keiner ahnen... Ich war schon „ein wenig“ Hügel gewöhnt, aber meine beiden Flussradler kamen schnell an Ihre Grenzen. Dann gab es kein einziges Lokal das unterwegs Fussball gezeigt hat. Wie verhext... In Eztergom kamen wir kurz vor der Halbzeit an. Die zweite genossen wir bei Bier und Pizza... Herrlich nach solch einem Tag!

Die versprochenen 70km bis Budapest wurden zu guter letzt 95 und so brauchten wir auch den ganzen Tag, diesmal wirklich am Fluss entlang. Die Ankunft in Budapest war grandios. Die letzten Kilometer am Fluss entlang tauchte irgendwann das Panorama auf. Parlament, Burg und die Fluss-Sillouette der Stadt sind schon beeindruckend. Nachdem ich die beiden an Ihrem Hostel abgesetzt hatte machte ich mich auf die suche nach dem Haus meines Warm-Showers Gastgebers Bela. dieser führte mich am ersten Abend in seine Stammkneipe und so konnte ich den Tag bei einem gepflegten handgemachten Bier ausklingen lassen.

Die Stadt schaute ich mir am folgenden Tag an und machte ordentlich Kilometer (diesmal zu Fuss). Nachmittags traf ich mich wieder mit Bela und wir wanderten durch die Pub-Landschaft Budapests. Einige Perlen die ich ohne Ihn nicht gefunden hätte und die üblichen Verdächtigen (in jedem Reiseführer angegeben) lagen auf unserem Weg, bis wir uns nach einigen Bier und anregenden Gesprächen spät in der Nacht auf den Heimweg machten.

Am Tag darauf war die Reparatur meiner gebrochenen Speichen und Abschied von Bela angesagt. Ich hatte mit Dan und Marina ausgemacht das sie einiges von mir mit nach Hause nehmen, also trafen wir uns im Hostel. Sie hatten keinen Zug für den Donnerstag bekommen und blieben noch eine Nacht. Ich entschloss mich dazubleiben und so gingen wir gemeinsam in das Gellert-Bad und genossen die Wärme und die wunderschöne Architektur. Gelungener Abschluss war das englische Fussballspiel am Abend in einem Biergarten.

Nachdem wir uns am Morgen verabschiedet hatten (sie mussten früh zum Bahnhof) sortierte ich mich und ging wieder alleine auf die Strasse. Nach 25km erreichte ich das Ortsschild von Budapest und konnte danach wieder in etwas ländlicheren Gebieten radeln. Am Nachmittag kam ich auf den Donau-Deich, dem ich bis auf wenige Ausnahmen die nächsten beiden Tage folgen sollte. Direkt unterhalb dieses Deichs übernachtete ich in einem Wäldchen.

Um am nächsten Tag (rechtzeitig zum Deutschland-Spiel) einen Campingplatz anzusteuern startete ich früh und hatte am frühen Nachmittag schon die 100km voll (was bei ebener Strecke (auf dem Deich) und Rückenwind nicht wirklich eine Leistung war) und beschloss noch ein wenig weiterzufahren. Leider gab es die beiden nächsten Plätze auf der Karte seit 10 bzw. 15 Jahren nicht mehr so dass ich gezwungen bin die Tour bis Pecs weiterzuziehen. Dort radle ich um Viertel nach Neun nach 182km auf den Hauptplatz und bin mehr als erstaunt... Public Viewing mit mehreren hundert Leuten.
In der Halbzeitpause komme ich mit einem Deutschen ins Gespräch der mich später zu sich einlädt. Also verbringe ich die Nacht bei Hans und seiner Familie. Nach einer Stadtführung durch Ihn und seinen Sohn (er lebt schon seit über 15 Jahren dort) geniesse ich das tolle Flair dieser wunderschönen Stadt. Der Mix aus alter Architektur und jungem Studentenleben hat ungemeinen Reiz...

Auf meiner Weiterfahrt komme ich in Mohacs an der Donau in der Fussgängerzone rechtzeitig zum Hollandspiel an. Setze mich zu ein paar Oranje-Fans und nach einem Gespräch in der Halbzeit laden sie mich ein bei Ihnen zu übernachten. Aus dieser Nacht werden zwei und ich geniesse die Zeit bei Harry und Rita in Ihrem wunderbaren Zuhause in der Nähe der Stadt.

Am Abreisetag begegne ich noch ... der mich durch seinen Weinkeller führt und mich auch mal kosten lässt. Im Gespräch mit Ihm das wir in sehr gutem Deutsch führen erfahre ich dass seine Familie im 18.Jahrhundert aus Ulmbach ausgewandert ist. Keine 40km von mir zuhause entfernt. Zum Abschied bekomme ich noch 2 Flaschen seines leckeren Weines geschenkt... Herrlich :-)

Der Tag bringt mich die ersten 80km nur im strömenden Regen vorwärts... Danach darf ich noch etwas Abendsonne geniessen bevor es wieder anfängt zu regnen. Diesmal liege ich aber schon im Zelt und geniesse einen Tropfen meines guten Weines...

Am nächsten Tag erreiche ich Szeget die letzte Stadt auf meinem Weg durch Ungarn. Sie wurde im 19. Jahrhundert von einem verheerenden Hochwasser fast völlig zerstört und mit internationalen Geldern wieder neu aufgebaut. Die Kathedrale ist als Dank für den Wiederaufbau entstanden. Mächtige Kirche, sehr schön gestaltet. Die Stadt hat einen modernen Schnitt und aus der Zeit des Wiederaufbaus einige sehr schöne Jugendstilgebäude.

Nach 12 Tagen in Ungarn erreiche ich am nächsten Mittag die Grenze und stürze mich in mein erstes richtiges Abenteuer... Rumänien! Aber davon im nächsten Bericht mehr...

Unterwegs habe ich einige Unterhaltungen mit Ungarn gehabt, einige (im Süden) auch in Deutsch, da dort die deutsche Minderheit stark vertreten ist. Die Leute waren sehr hilfsbereit und kontaktfreudig.
Je südlicher ich im Land war desto stärker trat die Armut hervor. Südlich von Budapest traf ich auch wieder auf Pferdegespanne und die Anzahl der Trabant´s und Wartburg´s wurde häufiger...

Bela als Ungar sowie Hans und Harry/Rita als in Ungarn lebende Ausländer berichteten mir von den Ungereimtheiten und Problemen im System. Grundtenor war aber das der Beitritt zur EU das Land vorwärts gebracht hat. Wenn ich sehe wie oft die EU als Projektbeteiligte auf Schildern auftritt kann ich das (schon rein finanziell) nur bestätigen ;-)

Das gemeinsame Radeln mit Dan und Marina war schön und die Umgewöhnung danach wieder alleine zu radeln erstaunlich gross. Jedoch muss ich sagen das meine Wahrnehmung des Landes und der Eindrücke alleine viel intensiver ist. Nach 2 Tagen war ich wieder ganz in meinem Element und genoss meinen eigenen Rhythmus in vollen Zügen...

Die Anzahl der tierischen Verkehrsopfer erhöht sich auch beständig, wobei hier noch der Geruchsfaktor hinzukommt. Meist rieche ich das Opfer in der Mittagshitze bevor ich es sehe... wenn es überhaupt sichtbar ist...

Budapest und Pecs haben mich als Städte sehr begeistert. Budapest ist eine wirkliche Weltstadt und weiss mit Ihrem kulturellen Erbe aber auch mit dem Nightlife zu punkten. Pecs wiederum hat sich die Kleinstadtseele erhalten und ist in Sachen Kulturhistorie erste Sahne. Alleine die Kathedrale haute mich echt aus den Socken... Kann ich jedem nur empfehlen im Süden Ungarns einen Urlaub zu planen.
Die Landschaft Ungarns ist im grossen und ganzen langweilig. Landwirtschaftlich geprägt gibt es vor allem Felder zu sehen. Nur an der Donau oberhalb von Budapest und rund um Pecs war es hügelig was doch für Abwechslung sorgte.